Institutional Money, Ausgabe 4 | 2024
haben.Das zeigt bereits der Titel ihres Papers, das in den ver- gangenen zwölf Monaten an fünfter Stelle der Downloads lag: „Trading on Terror?“ Das Fragezeichen am Ende hätte man genauso gut durch ein Rufzeichen ersetzen können,wie sich aus den Einschätzungen der Autoren selbst schließen lässt.Diese knüpfen an aktuelle Forschungsergebnisse an, die zeigen, dass informierte Händler zunehmend ihre Handels- aktivitäten in wirtschaftlich verbundenen Wertpapieren wie ETFs verschleiern. „Im Hinblick auf die bekannte Literatur über die Reaktionen der Finanzmärkte auf militärische Kon- flikte dokumentieren wir einen deutlichen Anstieg der Leer- verkäufe des führenden israelischen Unternehmens-ETFs in den Tagen vor dem Hamas-Angriff am 7. Oktober.“ Das Volumen der Leerverkäufe an diesem Tag übertraf laut den Autoren das Handelsvolumen während zahlreicher anderer Krisenzeiten, darunter die Rezession nach der Finanzkrise, der Gaza-Konflikt 2014 und die Covid-19-Pandemie. Ebenso haben die Autoren einen Anstieg der Leerverkäu- fe vor dem Angriff bei Dutzenden israelischen Unterneh- men identifiziert, die in Tel Aviv gehandelt werden. Für ein israelisches Unternehmen „wurden demnach vom 14. Sep- tember bis zum 5.Oktober 4,43 Millionen neue Aktien leer- verkauft, was zu Profiten (oder zur Vermeidung von Verlus- ten) in Millionenhöhe führte – dies bei nur einem von Hunderten an der TASE gehandelten Wertpapieren. Auf den US-Börsen sehen wir zwar keinen generellen Anstieg der Leerverkäufe israelischer Unternehmen, jedoch eine star- ke und ungewöhnliche Zunahme imHandel mit riskanten kurzfristigen Optionen, die kurz nach den Angriffen ver- fielen. Ähnliche Muster traten im israelischen ETF auf, als Berichte über geplante Hamas-Angriffe kursierten“, so Mitts ergänzend. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Händler, die über Informationen zu den bevorstehenden Angriffen ver- fügten, von diesen Ereignissen profitierten. Wir zeigen (…), dass solche Handelsaktivitäten Lücken der US-amerikani- schen und internationalen Durchsetzung von Verboten des informierten Handels nützen“, so die Klage der Ökonomen. Und die Fahrer-WM Apropos Ökonomen: Ein Blick auf das Ranking der meist- zitierten Ökonomen (siehe Subranking „US-amerikanisches Monopol“) spiegelt das Uni-Ranking fast exakt wider. Neun von zehn Ökonomen wirken oder wirkten an renommier- ten US-Universitäten. Die einzige Ausnahme an der neun- ten Stelle ist Florencio Lopez-de-Silanes von der SKEMA Business School in Lille. Ein Blick auf sein erfolgreichstes Paper, „Investor Protection and Corporate Governance“, re- lativiert jedoch diesen Ausreißer. Die 1999 erstmals erschie- nene Arbeit, die rund 21.000 Downloads erreichte, wurde in einem Team um Andrei Shleifer verfasst, der laut diversen Rankings – und auch dem von SSRN – als meistzitierter Ökonom der Welt gilt. Dieses Muster wiederholt sich bei seinen nach Downloads sieben erfolgreichsten Veröffentli- chungen. Erst sein achterfolgreichstes Paper aus dem Jahr 2023, „Limited Partners versus Unlimited Machines; Artifi- cial Intelligence and the Performance of Private Equity Funds“, wurde ohne Shleifer publiziert. HANS WEITMAYR Die meistzitierten Ökonomen Ein Europäer – im Windschatten von Shleifer Rang Autor Wirkungsstätte* Anzahl der Zitierungen 1 Andrei Shleifer Harvard 25.510 2 Michael C. Jensen (†) Harvard 19.649 3 Daron Acemo˘glu MIT 18.205 4 John Y. Campbell Harvard 15.513 5 James J. Heckman Chicago 13.773 6 Robert W. Vishny Chicago 12.994 7 Luigi Zingales Chicago 12.050 8 Rafael La Porta Dartmouth 11.647 9 Florencio Lopez-de-Silanes SKEMA 11.609 10 Ross Levine Stanford 11.577 Neun der zehn meistzitierten Ökonomen wirken an US-Universitäten. Die Ausnahme bildet hier Lopez-de-Silanes von der SKEMA in Lille. Die meisten Zitierungen erhielt er für Arbeiten, die gemeinsam mit Andrei Shleifer verfasst wurden. Quelle: SSRN | *bei mehreren Optionen die prominenteste oder aktuellste; Periode: 20 Jahre US-amerikanisches Monopol Zehn von zehn – mehr gibt es nicht zu sagen. Rang Institution Anzahl der Zitierungen 1 University of Chicago – Booth School of Business 142.346 2 New York Univ. (NYU) – Leonard N. Stern School of Business 101,955 3 Harvard University – Business School (HBS) 91,937 4 University of Pennsylvania – The Wharton School 84,592 5 Columbia University – Columbia Business School 77,620 6 Massachusetts Institute of Tech. (MIT) – Sloan School of Mngt. 68,259 7 Stanford Graduate School of Business 57,854 8 Northwestern University – Kellogg School of Management 57,163 9 University of California, Berkeley – Haas School of Business 46,153 10 Yale School of Management 45,491 Als neue Kategorie haben wir das Ranking nach Universitäten aufgenom- men. Das Ergebnis ist ernüchternd. Kategorisiert man das Zitatvolumen nach akademischer Wirktungsstätte, schafft es laut SSRN-Daten keine einzi- ge europäische Universität in die Top Ten. Quelle: SSRN, Periode: 20 Jahre 124 N o . 4/2024 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Das Große IM Wissensranking » Wir dokumentieren einen deutlichen Anstieg der Leerverkäufe des führenden israelischen Unternehmens- ETFs in den Tagen vor dem Hamas-Angriff am 7. Oktober. « Robert J. Jackson jr., NYU School of Law
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